Wednesday, February 3, 2010

Opa

Bahrain

Im Flugzeug sass neben mir ein sympathischer älterer Herr, der mein imaginärer Opa sein könnte. Zunächst zurückhaltend, verwickelte er mich dann doch in ein Gespräch. Seinem dicken sächsischen Akzent konnte ich, im Gegensatz zum Flugpersonal, unangestrengt folgen. Mit Begeisterung erzählte er von seiner ersten Reise nach Sri Lanka vor 11 Jahren, als seine Frau noch lebte und er zusammen mit ihr einen unvergesslichen Urlaub an der Südküste in Bentota verbrachte. Alles sei wunderbar gewesen. Fünf Jahre später wurde das Hotel vom Tsunami vernichtet.

Er habe sich entschieden, noch einmal zurückzukehren und die schönen Strände der Insel erneut zu genießen. Bescheiden knipste er auf dem Weiterflug von Bahrain über der Wüste von Dubai ein paar Fotos. Ich half ihm beim Ausfüllen der Einreisekarte, denn er sprach nach eigenen Angaben nur zwei Worte Englisch. Sein Pass bestätigte meine Vermutung: stattliche 75 Jahre alt. Ich bewunderte den Mann für seinen Mut, allein zu reisen und sich dabei kaum verständigen zu können.

Opa plauderte munter über seine Stasi-Akten und von seinem Schwiegersohn. Die beste Geschichte aber war "Erna" - seine Weinbergschnecke. Er hatte Erna vor einiger Zeit im Garten gefunden und fütterte sie seitdem mit Salatblättern. Nachdem Erna eines Tages verschwunden war, hatte er Angst, dass sie vom Balkon getürmt wäre. Kurze Zeit später entdeckte er sie an der Decke und leinte sie kurzerhand an. Ein Einmeterband und Sekundenkleber halten Erna seitdem auf besagtem Balkon. Als Opa dann erzählte, dass er mit kleinen Ziersteinchen auch Erna's Namen auf ihr Gehäuse geklebt hatte, musste ich doch mit dem Kopf schütteln. Auf meine Frage, ob Erna nicht mit in den Urlaub gekommen ist, lachte er und meinte sie halte jetzt Winterschlaf. Aber er würde ihr etwas Leckeres aus Sri Lanka mitbringen.

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