Thursday, October 23, 2008

Let it Rain

Gerade als ich die Fenster öffnen will, um ein bisschen frische Luft in mein vermufftes Zimmer zu lassen, fängt es wieder an zu regnen. Der Dauerregen könnte durchaus gemütlich sein, wäre da nicht ein ungebetener Gast eingezogen. Entsetzt stellte ich vor einigen Tagen fest, dass mein einziges Schmuckstück – eine Holzkette aus Südafrika, ein Geschenk meiner lieben Mutter – in einem weißen samtigen Mantel auf dem Regal lag. Ich ärgerte mich und suchte nach Erklärungen, hielt das Ganze aber für einen isolierten Vorfall. Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass meine geliebte, aber hier nicht so oft benutzte, Umhängetasche ebenfalls angegriffen war. Nun alarmiert, untersuchte ich weitere Gegenstände. Nichts! In Isabel's Zimmer kam ich dem Übeltäter auf die Schliche: auf den brandneuen Bambusvorhängen gedeihte ein Wald von Schimmelpilzen. Fasziniert und angeekelt zugleich betrachtete ich jede einzelne Lamelle. Der Bambus war im „Dschungel um die Ecke“ gefällt, die Vorhänge in mühsamer Handarbeit gefertigt, und von Isa und mir sehnlichst erwartet worden. Und nun das! Traurig und ein bisschen hilflos blickten wir uns an. Wir beschlossen, im Internet zu recherchieren, was gegen Schimmel zu tun ist. Ich erhoffte mir, einfache Tricks zu finden, mit denen das Problem schnell behoben werden konnte. Stattdessen fanden wir ausführliche Informationen zur Ursache und Verbreitung von Schimmel. Eines stand fest: Mit Beginn des Oktober-Monsuns, der „gerade mal“ einen Monat anhält, war die Luftfeuchtigkeit drastisch gestiegen. In diesen Tagen liegt die Luftfeuchtigkeit bei fast 100%. Alle Fenster waren stets geöffnet, um die frische Brise durch die Zimmer wehen zu lassen. Leider hielt damit auch die Feuchtigkeit Einzug. Im nächsten Moment packte uns die Panik! Wir schlossen alle Fenster und schalteten die Deckenventilatoren ein (kurz darauf fanden wir heraus, dass sich Schimmelsporen über die Luft verteilen und wir mit dem Zimmerquirl ordentlich nachhalfen). Natürlich war uns bewusst, dass die Feuchtigkeit bereits im Zimmer war. Als erstes dachten wir an Entfeuchter, wofür jedoch ca. 800 Euro pro Zimmer investiert werden müssten. Auch eine Klimaanlage war nicht viel günstiger. Unterdessen schimmelte mein Zimmer weiter. Ich fand die grünen, weißen, gelben und schwarzen Blüten in meinen Schuhen, an Bilderrahmen, in Kleidungsstücken, ja sogar an technischem Equipment. Ein Sofort-Rettungsprogramm musste her! In der Stadt kauften wir Plastikboxen unterschiedlichster Größen, um die noch unversehrten Gegenstände abzuriegeln. Wie beruhigend, dass sich der Schimmel bis dahin weder an meinen nagelneuen Sportschuhen, noch an meinem ebenfalls unbenutzten Schlafsack festgesetzt hatte. Auch meine Fotos, Briefe und Bücher konnte ich retten. Dem Rat der Einheimischen, einfach alles in die Sonne zu stellen, konnten wir bis jetzt noch nicht folgen. Die wärmende Sonne haben wir seit vielen Tagen nicht mehr gesehen! Aus dem tropischen Paradies ist für uns ein Stück weit eine tropische Hölle geworden. Als ich am Abend feststellte, dass auch mein Bett und meine Matratze befallen waren, bat ich um Asyl in Isa's Zimmer. Reichlich ratlos beobachten wir den Monsun durch die Scheiben – es fällt uns schwer, positiv zu denken und uns daran festzuhalten, dass irgendwann die Sonne wieder scheinen wird.

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