Friday, October 24, 2008

Waschgeschichten

Seit gut zwei Wochen sollten wir eine Waschmaschine auf dem Campus bekommen. Bisher mussten wir mit unserem Wäschesack durch den Dschungel laufen, um im Gründerdomizil Wäsche zu waschen. In Aussicht auf die neue Waschmaschine, die uns diese Umstände ersparen würde, verzögerte ich diesen Akt – keine weise Entscheidung! Die Waschmaschine wurde zwar geliefert, aber weder ausgepackt noch angeschlossen. Das dauerte nochmal gut eine Woche. Stolz präsentierten uns die indischen Mitarbeiter das Model der Marke Siemens. Eifrig belud ich die erste Trommel und „verpulverte“ unser letztes Waschmittel. Als ich kein Wasser fließen hörte, wurde ich stutzig. Der Wasserhahn war geschlossen. Das war noch einfach behoben! Im nächsten Moment stellte ich fest, dass an die Maschine nur ein Rohr angeschlossen war. Der Ablauf fehlte komplett. Was hatten sie sich dabei gedacht? Ich erklärte das Prinzip einer Waschmaschine und dass man auch nicht mitten im Waschgang manuell die Laugenöffnung an der Vorderseite öffnen musste, um das Wasser abzulassen. Dafür handelte es sich schließlich um eine vollautomatische Maschine! Nervös blätterte unser Admin-Manager in der Bedienungsanleitung und begann vorzulesen, was beim Auspacken der Maschine beachtet werden muss und wie die Wäsche nach Farben sortiert werden soll. Leicht überrascht versuchte ich den Fokus auf den Anschluss zu lenken. Mittlerweile standen fünf Männer im Raum, die mir skeptisch zuhörten. Ein Spezialist musste geholt werden! Schade nur, dass jener Spezialist erst noch das Abflussrohr aus Bombay bestellen musste und sich somit die Inbetriebnahme der Waschmaschine um weitere vier Tage verzögern würde.

In der Zwischenzeit benutzten wir die alte Waschmaschine, einmal eben durch den Dschungel. Der letzte Waschgang dauerte mehr als fünf Stunden und die Maschine blieb letztendlich komplett stehen, unsere Wäsche im Wasser schwimmend. Genervt wrungen wir die Wäschestücke im Hof. In dem Moment fragte ich mich, was wir hier eigentlich machten? Waren wir nicht gekommen, um den Lehrplan auszuklügeln, mit den Teilnehmern zu kommunizieren und nach Sponsoren zu suchen? Stattdessen vergeudeten wir die wertvolle Zeit mit Wäschewaschen und anderen alltäglichen Dingen. Wir trugen den mit nassen Stoffen bestückten Wäschekorb zurück durch den Dschungel. Sichtlich hatten wir die Nase voll. Isa hängte in Ermangelung einer Wäscheleine die tropfnasse Kleidung auf die Elektroleitung. Halb lachend und halb entsetzt eilte ein Inder herbei und befestigte innerhalb von 15 Minuten eine neon-gelbe Leine zwischen zwei Kokospalmen. Na bitte – es geht doch! Man muss nur sein eigenes Leben einsetzen, dann geht es hier auch vorwärts! Die Wäschestücke wurden mit dem wiederkehrenden Monsunregen nicht trockener.

So nützt uns auch die neue und endlich voll funktionsfähige Waschmaschine wenig, denn weder draußen noch drinnen trocknet momentan die Wäsche. Da schmutzige Wäsche im Nu schimmelt und nasse Wäsche nicht trocknet, werden die Bekleidungsoptionen langsam knapp. Statt uns mit indischen Stoffen einzudecken, die zwar farbenfroh aber mühsam zu tragen sind, beschlossen wir, dass ein Trockner Abhilfe schaffen kann. Da unsere Gesichter schon seit Tagen kein Lächeln mehr verzeichnet hatten, ging man schnell auf unseren Wunsch ein. Sinnvoll ist es vor allem deswegen, weil in Zukunft nicht nur wir sondern ca. 30 weitere Leute in den 2-3 Monsunmonaten ihre Wäsche trocknen müssen. Wir sind gespannt auf den Siemens-Trockner und freuen uns auf den Wäschemarathon am Wochenende!


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